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Historie des Gebäudes

Es gibt Landschaften, die sind seit Menschengedenken unberührt. Diesen stehen urbane Siedlungen gegenüber, die sich über große Zeiträume entwickelten. Innerhalb solcher Städte existieren Gebäude und Plätze, die über Jahrhunderte Kontinuität und Identität sicherstellten.

Es gibt aber auch Orte in diesen Städten, die im Laufe der Geschichte und aufgrund der geschichtlichen Ereignisse einem ständigen Wandel unterworfen waren. Das Grundstück, auf dem das neue Amtsgericht Bamberg steht, gehört zu einem solchen Bereich.

Richtstätte

Der erste amtliche Katasterplan der Stadt Bamberg aus dem Jahre 1825 weist für den Bereich des heutigen Baugrundstücks die Flurbezeichnung „Viehmarkt beym Rabenstein“ aus. Auch der Rabenstein selbst ist durch eine kreisförmige, schraffierte Fläche dargestellt. Er liegt am östlichen Rand des damals noch bestehenden „Schwarzen Wassers“, einem später im Zuge der Regnitzbegradigung zugeschütteten Seitenarmes, der in etwa parallel zum östlichen Arm innerhalb des heutigen Inselgebietes verlief und auch die Fläche des Schönleinsplatzes durchquert haben dürfte.

Der Rabenstein war lange Zeit Bamberger Richtstätte, ein im Quadrat aufgemauerter Steinbau, der schon im Zweidlerschen Stadtplan von 1602 dargestellt ist.

Auch in einem Bericht über die Bamberger Halsgerichtsordnung von 1507 wird der Rabenstein erwähnt und die Verpflichtung der Handwerkerschaft zur baulichen Erhaltung der Richtstätte ausführlich dargestellt.

Exerzierplatz

Auf dem überarbeiteten Katasterplan von 1869 ist das „Schwarze Wasser“ verschwunden, die Hainstraße und die Schützenstraße sind trassiert und auf unserem Baugrundstück ist ein kreisrunder, pappelumstandener „Kleiner Exerzierplatz“ angelegt, mit einem Durchmesser von etwa 130 Metern. Auf ihm wurden wohl Soldaten aus der nahegelegenen „Langgaß-Caserne“ (heute Standort der Bayerischen Vereinsbank) gedrillt.

Synagoge

Nach mehrjährigen Verhandlungen mit der Stadt Bamberg wurde am 26. Oktober 1908 die notarielle Uberschreibung des Baugrundstückes, das nun durch die Herzog-Max- und die Urbanstraße begrenzt wurde, von der Stadt Bamberg auf die israelitische Kultusgemeinde vollzogen. In diese Verhandlungen war auch ein beschränkter Architektenwettbewerb eingebunden, der die Findung eines realisierbaren Bebauungskonzeptes für eine Synagoge und Verwaltungsgebäude zum Ziele hatte.

Der Preisträger, Architekt Johannes Kronfuss, Bamberg, beschreibt die zu lösende Aufgabe u.a. so: „Zur Erbauung einer Synagoge wurde seitens der Stadtverwaltung von Bamberg ein dreiecksförmiges Terrain in der Grösse von 77 Dezimalen zur Verfügung gestellt, das durch die Herzog-Max-Straße und die Urbanstraße begrenzt ist und mit der Schmalseite an Nachbaranwesen stößt. Von seiten der städtischen Baubehörde wurde dabei der Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde die Verpflichtung auferlegt, innerhalb einer gegebenen Frist den an die benachbarten Anwesen angrenzenden Teil des Grundstücks später durch Verwaltungs- und Schulgebäude so zu überbauen, daß der störende Einblick in die Nachbarhöfe vermieden werde, und auf dem verbleibenden Rest des Terrains sollte nun die Synagoge in entsprechendem Abstand von den Verwaltungsgebäuden als freistehender Monumentalbau errichtet werden.

Die Ausnutzbarkeit der Fläche wurde aber dadurch erschwert, dass der Bau nicht in die Längsachse des dreieckförmigen Terrains gestellt werden konnte, sondern quer hierzu, entsprechend den rituellen Vorschriften, von Westen nach Osten.

Anfang November 1908 war erster Spatenstich und am 11. September 1910 wurde das stattliche Gotteshaus feierlich seiner Bestimmung übergeben. — Nur 28 Jahre diente es als Synagoge, denn in der Nacht vom 8. zum 9. November 1938 fiel es in der sog. „Reichskristallnacht“ der rassistischen Raserei zum Opfer. 1939 wurden die noch verbliebenen Reste gesprengt und der israelitischen Kultusgemeinde eine Rechnung über die Abbruchkosten in Höhe von 32.000.— Mark präsentiert.

Allgemeine Ortskrankenkasse

Nach dem Krieg erwarb die Allgemeine Ortskrankenkasse Bamberg das Grundstück. Mit Datum vom 05.09. 1953 stellte diese einen Bauantrag an die Stadt Bamberg zum Neubau eines Verwaltungsgebäudes in der Herzog-Max-Straße 13. Der Stadtrat genehmigte diese Planung in seiner Sitzung vom 08. Oktober 1953. Das AOK-Gebäude wurde in den Jahren 1954 und 1955 errichtet. Die Planung übernahmen die beiden Bamberger Architekten Schenk und Zimmer.

In den 80er Jahren errichtete die AOK ihr neues Verwaltungsgebäude in der Pödeldorfer Straße. Das Baugrundstück an der Herzog-Max-Straße wurde an einen Investor veräußert, der das alte AOK-Gebäude abtragen wollte um eine Wohnbebauung zu errichten. Diese Pläne konnten jedoch nicht verwirklicht werden.

Amtsgericht

Mit Kaufvertrag vom 18. 12.1986 erwarb dann der Freistaat Bayern das Grundstück, um es für Zwecke der Justiz zu nutzen.

Das Landbauamt Bamberg wurde mit Schreiben vom 09.07. 1987 beauftragt, die Haushaltsunterlage Bau für die Errichtung des Amtsgerichtes Bamberg im Anwesen der ehemaligen AOK in der Herzog-Max-Straße zu erstellen. Grundlage für diese Planung war das genehmigte Raumprogramm der Justiz vom
06.07.1987.

Das Gebäude stand damals schon einige Jahre leer und war in Teilbereichen in keinem guten Zustand. So waren Durchfeuchtungen, Mängel an Isolierungen und schadhafte Dächer zu beklagen.
Das Landbauamt Bamberg und das mit der Planung und Bauüberwachung beauftragte Architekturbüro Dipl-Ing. Peter Seemüller, Bamberg, gingen bei den ersten Uberlegungen noch davon aus, die sogenannte „Schublade“, ein dem Geschoßbau vorgelagerter Flachbau, zu erhalten. Die weiteren Planungsschritte ergaben jedoch, daß sowohl funktionelle als auch bautechnische Gründe einen Abtrag dieses Teiles zwingend erforderlich machten. Diese Entscheidung eröffnete zudem die Möglichkeit, unterhalb des halb versenkten Untergeschosses ein weiteres Tiefgeschoß zur Garagennutzung anzuordnen. Auch der Haupteingang mit seiner Eingangshalle und einem Treppenlauf nach oben zum Erdgeschoß — Teil des Amtsgerichtes — und nach unten in das Grundbuchamt, wurde völlig neu konzipiert. Die frühere Erschließung mit zwei Außentreppen, eine davon überdeckt, in das 1,80 Meter über Terrain gelegene Erdgeschoß mit Schalterhalle, wurde zugunsten einer großzügigen und überschaubaren Eingangshalle aufgegeben. Die Gerichtssäle im Erdgeschoß als auch das Grundbuchamt im Untergeschoß sind somit optimal erschlossen.
Das hohe Gebäude mit vier Vollgeschossen und Dachgeschoß blieb in seiner Gebäudeform voll erhalten. Es waren jedoch Eingriffe erforderlich, um das Raumprogramm nutzungsorientiert unterzubringen. Die gesamte Haustechnik mußte völlig erneuert werden (Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektroinstallation). Hinzu kam ein behindertengerechter Aufzug.

Im neuen Vorbau wurden das Grundbuchamt im Untergeschoß und Sitzungssäle im Erdgeschoß untergebracht. Die Fläche dieses Anbaues wurde gegenüber dem Vorgänger etwas vergrößert. Der seit 1953 für das Baugrundstück rechtskräftig festgesetzte Bebauungsplan weist an der Herzog-Max-Straße eine Baugrenze (blau) aus, die in Verlängerung der Häuserfront verläuft und auf die Länge der abzubrechenden und neu zu errichtenden „Schublade“ einen zusätzlich in Anspruch zu nehmenden Verfügungsraum von 3 Metern Tiefe bot. Zu der nach Süden hin notwendigen Uberschreitung der Baulinie um ca. 3,25 Meter erteilte der Stadtrat Bamberg seine Zustimmung.

Um einen kleinen, intensiv begrünten Lichthof gruppieren sich die vier mit moderner Technik ausgestatteten Sitzungssäle mit Wartezone und Nebenräumen. Das Flachdach ist extensiv begrünt. Damit wurde die Zielsetzung nach vollem Erhalt der bepflanzten Fläche, im Vergleich zu der Zeit vor dem Umbau, erfüllt.
Das im Souterrain gelegene Grundbuchamt wird durch die großflächig aufgeglaste Südfassade und die abterrassierten begrünten Vorflächen zu einem Vollgeschoß aufgewertet.

Für die Anordnung der Tiefgarage und vor allem für die dafür erforderliche Zufahrt wurden viele Alternativen geprüft. Die Zufahrt über den nördlichen Hof konnte aus Kostengründen nicht verwirklicht werden, so daß als sinnvollste Variante schließlich die Abfahrtsrampe im südlichen Grundstücksbereich, mit Zufahrt von der Herzog-Max-Straße, ausgeführt wurde. Die Tiefgarage, die gleichzeitig als öffentlicher Schutzraum genutzt werden kann, bietet 38 PKW-Stellplätze.

Das von den Justizbehörden freigegebene Raumprogramm konnte bei der Verwirklichung der Planung voll erfüllt werden. in gemeinsamer Abstimmung wurden alle Diensträume, Sozialräume und Sitzungssäle funktionsbezogen in den einzelnen Geschossen untergebracht. Das Grundstück wird damit optimal genutzt. Erweiterungsmöglichkeiten sind jedoch nicht mehr gegeben.

Das Landbauamt legte die Haushaltsunterlage-Bau am 08.08.1988 vor. Die Festsetzung der Kosten erfolgte am 03.07.1989 durch die Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern. So konnte am 25.10.1990 endlich mit dem Bau begonnen werden, zunächst jedoch nur mit den Abbrucharbeiten. Die eigentlichen Bauarbeiten begannen erst im Frühjahr darauf, am 10.04. 1991. Bereits am 14.10.1992 konnte Richtfest gefeiert werden. Die in der Folgezeit eingetretene Streckung der Bauzeit hatte ihren Grund auch in einer Verknappung an Haushaltsmitteln, die aufgrund der Lasten durch die Deutsche Einheit eingetreten war, so dass der Bezug des Gebäudes erst Anfang Dezember 1995 stattfand.

Beitrag zur Festschrift anlässlich der Eröffnung des Amtsgerichts Bamberg am 21. März 1996
von Robert Herrmann
Landbauamt Bamberg (Baumaßnahme Amtsgericht Bamberg Vorgeschichte, Planung und Ausführung)

Kunstobjekt Synagogenplatz Bamberg

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Die Synagoge im Fenster des Kunstwerkes

Die Kunstobjekte am Synagogenplatz wurden am 9. November 1995 feierlich eingeweiht.

Der Schöpfer der Kunstwerke, Prof. Joachim Bandau (Aachen) reichte zusammen mit seinem Entwurf im Rahmen des Kunstwettbewerbs diesen Erläuterungsbericht mit ein.

Vorbemerkungen

Die tragische Geschichte des Ortes bildet die Grundlage zu meinem Entwurf. Die Frage nach einer Gestaltung des Platzes ist daher mit der Prämisse verbunden, auf eine rein formale Lösung der Aufgabe zu verzichten. Aus urheberrechtlichen sowie konzeptionellen Überlegungen habe ich den bereits vorhandenen Gedenkstein nicht in die Planung mit einbeziehen könne. Die inhaltliche Absicht dieses Denkmals wird jedoch in meinem Entwurf aufgegriffen, es soll ein würdiger Ort des Erinnerns und des Nachdenkens geschaffen werden.

Der Platz

Die im Lageplan schraffierte Fläche umreißt einen Platz von ca. 875 m². Entlang der Tiefgarageneinfahrt verläuft eine 20 m lange, ca. 3 m. hohe und 1 m breite, exakt geschnittene Hecke aus großblättrigem Kischlorbeer. (Diese immergrüne Pflanze verträgt äußerst gut unser Klima). Im spitzen Winkel der Platzfläche, die sich zwischen den Häusern der Urbanstraße und der Bordsteinkante der Herzog-Max-Strasse erstreckt, steht als großwüchsiger Baum eine rotblühende Kastanie, die mit ihrer mächtigen Krone einen wichtigen Akzent als Abgrenzung zu den benachbarten Straßenzügen bildet. Hecke und Baum werden als Elemente der Platzbildung verstanden. Die Zufahrt zur verkehrsberuhigten Urbanstrasse wird entlang der Häuserzeile geführt. Die gesamt Fläche soll durchlaufend (in Richtung der Schraffur auf dem Lageplan) mit Großpflaster, möglichst aus dem Beständen der Stadt Bamberg, gepflastert werden. Diese Art der Pflasterung verleiht dem Platz Geschlossenheit, Großzügigkeit und gleichzeitig Ruhe.

Die Skulptur

An exponierter Stelle stehen eine massive Stahltafel (H: 330cm, B: 110 cm, T: 20 cm, Gewicht: 6,3 t) und zwei Kupfertafeln (H: 360 cm, B: 180 cm, T 4 cm, Gewicht: ca. 5,2 t). Die Position beider Elemente ist inhaltlich genau definiert:

Die Stahltafel steht mit ihrer Breitseite zum Gerichtsgebäude hin und hat mittig auf der Höhe von 145 cm eine Vierkantöffnung (15 x 18 cm), in der das Bild der alten, nicht mehr existierenden Synagoge zwischen zwei Sicherheitsgläsern eingelassen ist. Diese Bild verweist auf den ehemaligen Standort der Synagoge. Nur in Richtung des Gerichtsgebäudes kann der Betrachter das kleine Bild erkenne, Von der Rückseite verhindert ein Milchglas den Durchblick. Das Flächenmaß der Stahltafel wird in Richtung des Gebäudes durch einen Wechsel des Bodenbelages (Lavabasalt-Platten) aufgegriffen.

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Die Inschrift (in Deutsch) auf der Innenseite der Kupferplatte

In einer Entfernung von 330 cm stehen die beiden hohen Kupfertafeln, die exakt in Richtung Jerusalem ausgerichtet sind. Sie bilden eine Gasse von 45 cm Breite, durch die der Betrachter seitlichen Schrittes gehen kann. Auf beiden Innenseite ist in Augehöhe (ca. 165 cm) ein kurzer Vers aus dem Klagelied (3.19) eingraviert, auf der einen Seite in Hebräisch, auf der gegenüberliegenden in der deutschen Fassung von Dr. Salomon Herxheimer aus dem Jahre 1848. Die Inschrift lautet: GEDENKE MEINES ELENDS UND MEINER VERFOLGUNG, DES WERMUTHS UND DES GIFTES. Durch die vorgegebene Leserichtung beider Texte wird sich der Leser immer auf Jerusalem zu bewegen. Ebenso ist auf dem Boden, wiederum in einem Materialwechsel, der symbolische Weg nach Jerusalem angedeutet.

Der Raum

Die Skulptur bildet an dieser Stelle einen Mittelpunkt und prägt, aus jeder Richtung betrachtet, den ganzen Platz. Die städtebaulichen Vorgaben, d.h. der spitzwinkelige Verlauf der Straßenzüge und der Bebauung sowie die unterschiedliche Richtung beider Skulpturelemente setzen im Kontext mit der Bepflanzung räumliche Akzente, die nochmals durch den Verlauf der Pflasterung betont werden.

Material

Kupfer und Stahl bleiben naturbelassen. Die Kupfertafeln haben eine leicht strukturierte Walzoberfläche, lediglich der Walzzunder wird abgebeizt. In diesem Zustand sind die Platten von unterschiedlicher Farbigkeit. Im Lauf der Jahre verändert sich die Farbe der Oberflächen, bin nach ca. 5 bis 10 Jahren die für Kupferoxid typische kräftige Grünfärbung einsetzt. Die Schrift ist tief eingraviert und bleibt immer gut lesbar. Die Stahlplatte wird als Brennzuschnitt ohne Nachbehandlung aufgestellt, der Walzzunder soll langsam abwittern, die Schnittflächen zeigen Schnittspuren mit der Sauerstoff-Flamme. Die Endfarbe des Stahls ist rostrot. Der Komplementärkontrast der Materialfarben wird auf Zeit hin ein wichtiger Bestandteil der Arbeit.

Das Bild

Das Bild wird im Siebdruckverfahren auf Glas gebracht. Die beiden Außenscheiben sind aus bruchsicherem Sicherheitsglas und werden mit einem elastischen Spezialkleber in die Öffnung der Stahltafel eingefügt.