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Pressemitteilung 21 vom 07.03.2024

Jahresrückblick 2023 – die Zahlen des Amtsgerichts Starnberg

Das Amtsgerichts Starnberg ist zuständig für das gesamte Landkreisgebiet und seine Bevölkerung – ca. 136.ooo Menschen. Insgesamt 77 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen - Wachtmeister, Angestellte, Fachwirte, Rechtspfleger und Richter – sowie sechs Gerichtsvollzieherinnen kümmern sich um die Belange der Landkreisbürger.

In einem der reichsten Landkreise Deutschlands wurde im Jahr 2023 Vermögen im Wert von über einer Milliarde Euro vererbt. In der Nachlassabteilung wurden insgesamt 3.125 neue Verfahren angelegt, zum Beispiel nach Anträgen auf Erteilung eines Erbscheins und Feststellung der gesetzlichen Erbfolge.

In dem Landkreis haben jedoch auch viele Personen finanzielle Probleme. Stark angestiegen ist die Zahl der Zwangsvollstreckungen. Im Jahr 2022 waren es insgesamt 4.807, im Jahr 2023 mussten die Gerichtsvollzieherinnen beim Amtsgericht Starnberg insgesamt 6.217 Zwangsvollstreckungen durchführen.  Dabei wurden knapp drei Millionen Euro von den Schuldnern beigetrieben.

Auch die Streitigkeiten zwischen den Bürger werden in ungebrochen hoher Zahl vor Gericht ausgefochten. Im Jahr 2023 wurden 1074 neue Zivilklagen eingereicht, 65 mehr als im Jahr zuvor. Die meisten Streitigkeiten betrafen Kaufverträge (278), Mietsachen (271) und Verkehrsunfallsachen (139). Durchschnittlich wurde ein Zivilverfahren nach 4,3 Monaten zum Abschluss gebracht. 937 Verfahren konnten erledigt werden, davon 167 durch einen Vergleich.

In der Familienabteilung gingen die Anträge auf Scheidung und ihre Folgesachen marginal zurück. 2023 wurden 770 neue Anträge eingereicht. Im Familienrecht dauerte ein Streit vor dem Amtsgericht Starnberg durchschnittlich 5,3 Monate.

Angestiegen ist die Zahl der Strafverfahren. 794 neue Strafverfahren sind im Jahr 2023 zum Amtsgericht Starnberg angeklagt worden, 100 Verfahren mehr als im letzten Jahr. Die höchste Zahl machen Verkehrsstraftaten mit 146 Verfahren aus, gefolgt von Verfahren wegen Diebstahl und Unterschlagung (101) und Delikten wegen vorsätzlicher Körperverletzung (90).

Das Grundbuchamt bearbeitete 2023 fast insgesamt 9.000 eingereichte Anträge auf Eigentumsumschreibung, Bestellung einer Grundschuld, Eintragung oder Löschung von Rechten, u.Ä.   Dafür wurden Gebühren von über 20 Millionen Euro eingenommen.

Eine besondere Herausforderung war im Jahr 2023 die Errichtung der Rechtsberatungsstelle des Münchener Anwaltverein für bedürftige Landkreisbürger. Am 10.10.2023 wurde sie am Amtsgericht Starnberg eröffnet. Es ist ein besonderer Service des Münchner Anwaltvereins. Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen beraten professionell bedürftige Landkreisangehörige im Gericht und leisten quasi „erste Hilfe“ in Rechtsfragen. Sie klären den Sachverhalt ab und beraten, wie es weiter gehen kann. Sie helfen, Kontaktstellen zu finden und benennen Spezialisten, sofern Spezialkenntnisse zur Lösung eines Falles erforderlich sind.

Das Angebot ist ein voller Erfolg. Es erhalten zu den Geschäftszeiten am Dienstagvormittag zwischen 9 und 11 Uhr durchschnittlich drei bis fünf Rechtssuchende Hilfe. Informationen hierzu befinden sich auf der Homepage des Gerichts.

Auch die Einführung der elektronischen Akte in Zivilsachen im Oktober 2023 war herausfordernd. Sämtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Zivilabteilung mussten ein entsprechendes Schulungsprogramm durchlaufen, um fitgemacht zu werden für die ausschließlich elektronische Aktenbearbeitung. Die Umstellung hat reibungslos geklappt. Es zeigt sich bereits jetzt, dass die elektronische Akte für das Gericht die Bearbeitung vereinfachen und beschleunigen wird.

Von besonderer Bedeutung im Jahr 2023 war die Wahl der neuen Schöffen. Diese findet nur alle 5 Jahre statt und läuft nach einem gesetzlich festgelegten, aufwändigen Verfahren ab. Zuständig für die Wahl ist das Amtsgericht. In Starnberg mussten insgesamt 24 Schöffen für das Amtsgericht und 24 Schöffen für das Landgericht München II neu gewählt werden für die Schöffenverfahren in Strafsachen für Erwachsene und Jugendliche. Es bestand ein großes Interesse in der Bevölkerung an dem Ehrenamt. Über die Landkreisgemeinden wurden 361 Vorschläge bei Gericht eingereicht. Alle vorgeschlagenen Personen mussten darauf überprüft werden, ob sie die gesetzlichen Anforderungen an ein Schöffenamt erfüllen. Die Auslosung fand in öffentlicher Sitzung statt. Seit Anfang des Jahres sind die neu gewählten Schöffen im Amt. Es gilt ein großer Dank allen, die sich für das verantwortungsvolle und zeitaufwändige Amt zur Verfügung stellen.

Bemerkenswert ist das große Interesse der Landkreisbürger in Starnberg an der Justiz. Dies zeigt nicht nur die hohe Beteiligung an der Schöffenwahl. Im Jahr 2023 haben sich 62 Studenten und 25 Schüler in zum Teil mehrwöchigen Praktika am Amtsgericht Starnberg über die Arbeit der Justiz informiert.

„Die Arbeit am Amtsgericht ist interessant und herausfordernd und nie langweilig. Es geht immer um die Menschen. Die Arbeit wird uns nie ausgehen! Es ist unser Ziel, so schnell, so gut und so bürgerfreundlich wie nur irgend möglich zu arbeiten!“ so die Direktorin des Gerichts Monika Andreß.

Zwei Herausforderungen für das Amtsgerichts Starnberg stehen 2024 unmittelbar bevor: Die Einführung der elektronischen Akte in Grundbuchsachen am 11. März und in Betreuungssachen im Mai dieses Jahres.

Am 11. Juli 2024 gibt es in Zusammenarbeit mit der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern Fachbereich Rechtspflege einen Tag der offenen Tür, zu dem schon jetzt alle jungen Menschen, die sich für die Ausbildung zum Rechtspfleger, zum Justizfachwirt oder zum Justizwachtmeister interessieren, herzlich eingeladen sind.

Monika Andreß

Direktorin

Ag1