Pressemitteilung vom 31. März 2021 Nr. 15/2021
Ein Jahr Strafjustizzentrum: Rückblick, Einblick, Ausblick
Vor etwa einem Jahr wäre das neue Strafjustizzentrum in der Fürther Straße feierlich eingeweiht worden. Der Festakt musste damals jedoch schon wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden.
Ein Jahr Strafjustizzentrum – ein Grund zurückzublicken, Einblicke zu geben und auch einen Ausblick in die Zukunft zu wagen. Da aufgrund der Pandemielage ein Medientermin mit vielen Beteiligten derzeit nicht möglich ist, sind Medienvertreterinnen und Medienvertreter, welche über diese Pressemitteilung hinaus Informationen oder Bildmaterial benötigen, herzlich eingeladen, Einzeltermine mit der Justizpressestelle zu vereinbaren. Es besteht die Möglichkeit zu Interviews, aber auch dazu, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und beispielsweise die gigantische „dynamische“ Registratur der Staatsanwalt-schaft Nürnberg-Fürth im Keller des Gebäudes kennenzulernen.
Rückblick:
Von Juli 2015 bis Anfang 2020 wurde auf der Fläche im Westen des bisherigen Justizpalastes ein neues Strafjustizzentrum errichtet. Dieses beinhaltet unter anderem sieben hochmoderne Sitzungssäle unterschiedlicher Größe, rund 40 Büroräume, 10 Hafträume im Keller sowie einen großen Registratur-Raum, welcher ebenfalls im Keller gelegen ist. Insgesamt hat das Gebäude eine Nutzfläche von ca. 3.550 m². Gabriele Gunzelmann, die Bereichsleiterin Hochbau des Staatlichen Bauamtes Erlangen-Nürnberg, erinnert sich:
„Ich durfte die Baumaßnahme seit dem Sommer 2017 begleiten. Das Architekturbüro ZILA Architekten, Leipzig, hat den ersten Bauabschnitt des Siegerentwurfs aus dem Architekturwettbewerb 2013 mit hoher gestalterischer Qualität und Anspruch umgesetzt. Die Kunst „DIKÄA“ von Martin Wöhrl ergänzt dies wunderbar. Auch wir als Bauamt bedauern sehr, dass das Gebäude nach Fertigstellung nicht mit einer Einweihung oder dem vom OLG geplanten Tag der offenen Tür der breiten Öffentlichkeit präsentiert werden konnte.“
Einblick:
Seit Anfang März 2020 verhandeln die großen Strafkammern und drei Jugendkammern des Landgerichts Nürnberg-Fürth im neuen Gebäude. Im dritten und vierten Obergeschoss befinden sich zudem Büroräume für insgesamt acht große Strafkammern, die Jugendkammer I und die Strafvollstreckungskammer. Der Präsident des Landgerichts Nürnberg-Fürth, Roland Glass, zieht eine erste Bilanz:
„Das Strafjustizzentrum ist für uns ein großer Gewinn. Mit seinen sieben Sitzungssälen und den großzügigen Büroflächen in den beiden obersten Geschoßen erfüllt es in jeder Hinsicht die Anforderungen an ein modernes Justizgebäude. Dank neuster technischer Ausstattung können dort heute im Strafprozess Vernehmungen von Zeugen außerhalb der Hauptverhandlung in Bild und Ton übertragen werden. Auch im Zivilverfahren prägt die Durchführung von Sitzungen im Wege der Bild- und Tonübertragung zunehmend den beruflichen Alltag. Die Unterbringung der Diensträume von Richterinnen, Richtern und den zugehörigen Geschäftsstellen auf einer Ebene erleichtert den Informationsaustausch und trägt nachhaltig zu einer Vereinfachung der Arbeitsabläufe bei.“
Ausblick:
Die erhebliche Raumnot der Nürnberger Justiz sowie die Tatsache, dass es neben dem Justizpalast in der Fürther Straße noch einige andere Standorte, beispielsweise für die Angelegenheiten auf dem Gebiet der freiwilligen Gerichtsbarkeit des Amtsgerichts, für die Ausbildung oder den gerichtsärztlichen Dienst und die Bewährungshilfe gibt, konnten durch den Neubau nicht beseitigt werden. Es handelt sich insoweit lediglich um einen Ersatz dafür, dass das Landgericht Nürnberg-Fürth aus dem Ostbau, welcher den weltberühmten Schwurgerichtssaal 600 beherbergt, ausgezogen ist. Damit wurde Platz geschaffen für die Internationale Akademie Nürnberger Prinzipien und für eine Erweiterung des Memoriums Nürnberger Prozesse. Nur die Realisierung des bereits angedachten zweiten Bauabschnittes, welcher über die große Eingangshalle des jetzigen Neubaus zugänglich sein soll, würde eine Lösung dieser Probleme mit sich bringen. Der Präsident des Oberlandesgerichts Nürnberg, Dr. Thomas Dickert, äußert sich hierzu:
„Natürlich hoffe ich sehr, dass der Zweite Bauabschnitt in einer mittelfristigen Perspektive realisiert werden kann. Dies wäre nicht nur gut und wichtig für die Nürnberger Justiz. Es wäre auch städtebaulich von großer Relevanz. Denn die große Brachfläche westlich des jetzigen Neubaus könnte damit geschlossen und die Fürther Straße weiter aufgewertet werden. Die gesamte Nürnberger Strafjustiz würde dann in dem Neubau, also an einem einzigen Standort, zusammengezogen. Gerade auch für die Anwälte, Sachverständigen, Dolmetscher und nicht zuletzt die Beteiligten wäre dies ein enormer Vorteil. Zudem könnten die zur Zeit sehr beengten Raumverhältnisse entspannt werden.“
Friedrich Weitner
Richter am Oberlandesgericht
Justizpressesprecher