Historie der Gebäude
Amtsgericht Ingolstadt, Gebäude Neubaustraße 8:
Das Amtsgerichtsgebäude ist ein repräsentativer freistehender, dreigeschossiger Bau mit zwei Eckrisaliten, erbaut im neobarocken Stil in den Jahren 1899 bis 1901. Im Jahre 1903 wurde noch ein pavillonartiges Nebengebäude mit anschließender Remise errichtet, das als Hausmeisterwohnung genutzt wird. Das Areal des Amtsgerichts ist umfriedet mit einem Zaun aus gemauerten Pfeilern mit schmiedeeisernen Gittern und Toren.
Man betritt das Amtsgericht durch eine noch aus der Erbauungszeit erhaltene reichverzierte zweiflügelige Eichenholztür und gelangt zunächst in die Vorhalle. Die Vorhalle ist an den Wänden und in der Gewölbezone mit Stuckornamenten und Symbolen der Rechtspflege versehen, wie Gesetzestafeln und Richtschwert, die Waage als Zeichen der Gerechtigkeit, die Eule als Symbol der Weisheit, das Stundenglas und der Totenkopf für die Vergänglichkeit, das Liktorenbündel mit Beil als Zeichen der richtenden Macht.
Auf der einen Wand befindet sich noch das Wappen des Königreichs Bayern (aus der Zeit von 1835 bis 1918) und auf der anderen Wandseite das Wappen der Stadt Ingolstadt.
Von der Vorhalle gelangt man in das reich mit Stuckornamenten verzierte breite Treppenhaus. An den Treppenläufen sind schmiedeeiserne Geländergitter mit floralen Motiven angebracht. Die Diensträume und je 1 Sitzungssaal befanden sich im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss.
Im 2. Obergeschoß befand sich neben einigen weiteren Büroräumen die Dienstwohnung des Amtsvorstands.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Amtsgerichtsgebäude 1945 von der amerikanischen Militärverwaltung beschlagnahmt. Es musste komplett geräumt werden und war nunmehr Sitz der örtlichen amerikanischen Militärregierung. Nach Freigabe einiger Räume im Jahre 1949/1950 und 1952 konnte das gesamte Gebäude erst ab Oktober 1953, nachdem die Amerikaner die letzten Zimmer geräumt hatten, wieder voll von der Justiz belegt werden. Die Dienstwohnung des Amtsgerichtsdirektors im 2. Obergeschoss wurde ab dem Jahr 1964 nicht mehr benötigt und zu Büroräumen umgebaut.
Durch vorsätzliche Brandstiftung im Jahre 1969 wurde der noch aus der Erbauungszeit stammende Sitzungssaal im 1. Obergeschoss vollständig vernichtet. Das Feuer fand in dem mit Holz vertäfelten Wänden und der Kassettendecke aus Holz reichlich Nahrung. Der im Erdgeschoß darunterliegende Sitzungssaal, ein Pendant des Sitzungssaales im 1. Obergeschoß, verlor im Zuge der Renovierungsarbeiten seine Holzverkleidung und wurde wie der Sitzungssaal im 1. Stock modern gestaltet.
Im Dienstgebäude Neubaustraße 8 sind Zivilgericht, Familiengericht und das Betreuungsgericht sowie die Gerichtsverwaltung untergebracht.
Amtsgericht Ingolstadt, Gebäude Harderstraße 6, sog. Kaisheimer Haus:
Stattliches dreigeschossiges Eckhaus mit polygonalen Eckerkertürmchen und Walmdach.
Das Kaisheimer Haus liegt in zentraler Lage im denkmalgeschützten Ensemble der Altstadt. Im Kern geht das in barocken Formen ausgestattete frühere Stadthaus des Klosters Kaisheim wohl auf das 16. Jahrhundert zurück. Der Vorgängerbau, errichtet um 1300, wurde durch Brand zerstört.
Das Haus kann auf berühmte Besitzer zurückblicken. So gehörte der Vorgängerbau von 1527 bis 1552 dem Ingolstädter Universitätsprofessoren Peter Apian und von 1552 bis 1568 dessen Sohn Philipp Apian , dem Verfasser des ersten bayerischen Kartenwerks, bevor es um 1600 in den Besitz der Freiherrn von Fugger wechselte. In den Jahren 1586/89 wohnten darin die in Ingolstadt studierenden bayerischen Prinzen Philipp, Ferdinand, Karl und Maximilian. Das Anwesen ging schließlich 1627 in das Eigentum des Klosters Kaisheim über, dem es als Collegium Bernhardinum für die an der Universität Ingolstadt Studierenden des Ordens diente. Das gesamte Gebäude wurde nach der Säkularisation 1804 an Oberst Frh. von Donnersberg verkauft. Nach dessen Tod im Jahre 1834 erwarb es der Bayerische Staat, der es zum Sitz der damaligen Festungsbaudirektion bestimmte. 1877 wurde das Bauwerk im Stil des Historismus umgestaltet und der im Südosten angeschlossene Kírchenanbau zur Gewinnung von Kanzleiräumen vergrößert.
Nach umfassenden Sanierungsarbeiten in den Jahren 1984 bis 1987 ist das Gebäude heute Sitz des Amtsgerichts mit den Abteilungen Strafgericht, Nachlassgericht und Grundbuchamt.
Amtsgericht Ingolstadt, Gebäude Schrannenstraße 3:
Freistehender zweigeschossiger Bau mit Mittelrisalit und Walmdach. 1880 für die Verwaltung des ehemaligen königlichen Proviantamts in Sichtziegelbauweise erbaut, 1895 aufgestockt. Nach Kriegsbeschädigung 1945 wurde das Gebäude um ein Vollgeschoss reduziert, allerdings nicht mehr in Sichtziegelbaúweise sondern verputzt wieder hergestellt. Im Jahre 1949 wurde in diesem Gebäude die Auto Union GmbH (heute AUDI AG), die vor dem Krieg in Chemnitz ansässig war, neu gegründet
Das Amtsgericht Ingolstadt nutzt das Gebäude seit dem Jahre 2000 mit den Abteilungen Zwangsversteigerungs-, Insolvenz- sowie allgemeine Zwangsvollstreckungssachen.