Pressemitteilung Nr. 15 vom 03.09.2020
Spezialisten der Zentralstelle Cybercrime Bayern und des Bayerischen Landeskriminalamts erzielen Ermittlungserfolge im Kampf gegen sexuellen Kindesmissbrauch im In- und Ausland
Die bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg errichtete Zentralstelle Cybercrime Bayern und das Bayerische Landeskriminalamt ziehen nach eineinhalb Jahren Bilanz über die Folgeermittlungen nach der Festnahme eines Würzburger Logopäden im März 2019 wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern.
Bamberg/München/Würzburg. Unmittelbar im Anschluss an die am 21. März 2019 erfolgte Festnahme eines Logopäden in Würzburg unter anderem wegen des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern wurden durch die bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg errichtete Zentralstelle Cybercrime Bayern und das Bayerische Landeskriminalamt umfangreiche Folgeermittlungen zu den Kontakten und Verbindungen des Mannes in der weltweit vernetzten Pädophilenszene begonnen. Mit großem Aufwand wurden alle bei dem Mann aufgefundenen Datenträger und Kommunikationsspuren gesichert und akribisch ausgewertet.
Diese seit nunmehr fast eineinhalb Jahren im Verborgenen geführten Ermittlungen richten sich gegen pädophile Netzwerke im sog. Darknet, über die in großem Stil Kinderpornografie verbreitet wird. In den letzten Monaten konnte von den eingesetzten Spezialisten eine Vielzahl von Mitgliedern dieser Netzwerke identifiziert und festgenommen werden. Durch intensive und akribische Ermittlungsarbeit ist es gelungen, bislang 44 männliche Personen aus der vermeintlichen Anonymität des Darknets zu holen und namentlich als Tatverdächtige zu ermitteln. Davon sind neben 27 in Deutschland (siehe Anlage 1) wohnenden Beschuldigten 17 Personen im Ausland wohnhaft (siehe Anlage 2). Die Ermittlungsverfahren zu diesen Tatverdächtigen wurden nach Belgien, Frankreich, Italien, Österreich und in die Schweiz abgegeben und von den dortigen Behörden weitergeführt.
Bei vielen weiteren Nutzern der im Fokus stehenden kinderpornografischen Internetseiten konnten durch die Ermittlungen vielversprechende Ansätze zu deren Identifizierung gewonnen werden. Diese Ermittlungserkenntnisse wurden ebenfalls an die örtlich zuständigen Strafverfolgungsbehörden u. a. in Deutschland, Albanien, Dänemark, Ecuador, England, Jordanien, Mexiko, Polen, Russland, Tschechien und in den USA zur weiteren Bearbeitung abgegeben. Aktuell führen die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg und das Bayerische Landeskriminalamt noch in 13 weiteren Fällen Ermittlungen gegen bislang unbekannte Tatverdächtige, um diese ebenfalls zu identifizieren.
In Kooperation mit verschiedenen ausländischen Strafverfolgungsbehörden führten die hier getätigten Ermittlungen bereits zu mehreren und besonders bemerkenswerten Erfolgen:
- So gelang es beispielsweise unter hohem Ermittlungsaufwand, einen Schweizer Staatsbürger als Tatverdächtigen zu identifizieren. Nach Weitergabe dieser Information an die Schweizer Behörden konnte dort ermittelt werden, dass dieser Mann in der Schweiz in Kontakt zu einer alleinstehenden Mutter stand und an deren 5-jährigem Jungen bereits sexuelle Handlungen vorgenommen hatte. Unmittelbar vor einem weiteren Missbrauch des Kindes gelang im letzten Augenblick die Festnahme des Tatverdächtigen durch die Schweizer Polizei. Der Mann sitzt seitdem in der Schweiz in Untersuchungshaft.
- Die Ermittlungen des Bayerischen Landeskriminalamtes und der Zentralstelle Cybercrime Bayern führten zur Identifizierung der Betreiber eines Darknet-Forums, auf dem zwischen ca. 1.000 registrierten Nutzern Kinderpornografie getauscht und verbreitet wurde. Nach Einschaltung der österreichischen Sicherheitsbehörden fand das BKA Wien aufgrund der aus Bayern übermittelten Erkenntnisse heraus, dass es sich bei den Betreibern der Darknetseite um bereits einschlägig verurteilte Pädophile handelte, die aktuell eine Haftstrafe in einer Justizvollzugsanstalt in Wien verbüßten. Die kinderpornografische Darknet-Plattform wurde äußerst konspirativ unter Beteiligung von mehreren Häftlingen aus einer Haftzelle dieses Wiener Gefängnisses betrieben. Durch die Enttarnung dieses Betreibernetzwerks konnte das betreffende Darknetforum geschlossen werden und ist seitdem nicht mehr verfügbar.
- In einem weiteren Beispiel konnte aufgrund detaillierter Hinweise der bayerischen Ermittler ein französischer Staatsangehöriger durch die Polizei in Paris festgenommen werden. Gegen ihn besteht u. a. der Vorwurf, regelmäßig Reisen in asiatische Länder unternommen und dort mindestens zwei Jungen im Alter von 7 bzw. 13 Jahren missbraucht zu haben. Der Tatverdächtige filmte diese Missbrauchstaten und stellte die Aufnahmen ins Darknet. Durch die Festnahme dieses Mannes konnte auch der bevorstehende Missbrauch von zwei Kindern in Frankreich verhindert werden. Der Tatverdächtige sitzt seit seiner Festnahme in Paris in Untersuchungshaft.
Trotz dieser herausragenden Erfolge stellen die hier seit eineinhalb Jahren geführten Ermittlungen in Bezug auf die weltweit vernetzte Pädophilenszene nur Nadelstiche dar. Die hohe Anzahl an Mitgliedern bei den im Darknet zahlreich verfügbaren Pädophilie-Foren und die große Menge des dort verbreiteten kinderpornografischen Bild- und Filmmaterials bestätigen regelmäßig die Erfahrung von Ermittlern, dass es einen riesigen Markt für Kinderpornografie gibt. Die Zentralstelle Cybercrime Bayern und das Bayerische Landeskriminalamt werden deshalb auch künftig ihre gemeinsamen Anstrengungen aufrechterhalten und nicht nachlassen, wenn es um die Bekämpfung dieses besonders verabscheuungswürdigen und folgenschweren Kriminalitätsphänomens geht. Die hier geführten Ermittlungen werden fortgesetzt.
Weitere inhaltliche Auskünfte zu dem Ermittlungskomplex und insbesondere auch zu den im Ausland fortgeführten Verfahren können nicht erteilt werden, um die andauernden Ermittlungen nicht zu gefährden.