Ehrenamt in der Bewährungshilfe Bayern

Ihr Einsatz schafft Perspektiven!

Die Tätigkeitsfelder der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfassen hauptsächlich die Unterstützung bei der Strukturierung des Alltags oder die gezielte Unterstützung in einzelnen Lebensbereichen.

Unter den folgenden Stichpunkten finden Sie konkrete Praxisbeispiele aus verschiedenen OLG-Bezirken.

Schuldenberatung

Erfahrungsbericht des ehrenamtlichen Mitarbeiters Hans J.:

Zwischenzeitlich mehr als 10 Jahre arbeite ich ehrenamtlich für die Bewährungshilfe. Dabei durfte ich Erfahrungen sammeln mit den verschiedensten Probanden. Es war für mich wichtig, Ansprechpartner in verschiedenen Lebensbereichen zu sein, Vertrauen aufzubauen, hilfreich zu unterstützen bei Behördengängen, der Wohnungssuche. Natürlich waren meine speziellen Fachkenntnisse in den Bereichen Schuldner- und Insolvenzberatung gefragt.

Kürzlich konnte einem Probanden durch Privatinsolvenz geholfen werden. Seine Gläubiger waren größtenteils nicht bereit, einer außergerichtlichen Einigung zuzustimmen. Somit wurde das Scheitern von mir bescheinigt und die Voraussetzung für die Privatinsolvenz geschaffen. Aus heutiger Sicht ist unser Proband in ca. 6 Jahren restschuldbefreit.

Es gibt natürlich auch Fälle mit negativem Ausgang. Circa 25 Arbeitsstunden habe ich für einen Probanden eingesetzt, der – nachdem seine Lebenspartnerschaft scheiterte – total aus der Bahn geschmissen wurde.

Ein anderer Proband konnte allerdings gerade durch die Lösung seiner finanziellen Probleme wieder Wertschätzung seines Partners und seiner Kinder erfahren. Er hat jetzt wieder den ersehnten Kontakt und lernt mit seinen finanziellen Möglichkeiten umzugehen.

Wohnungssuche

Erfahrungsbericht der ehrenamtlichen Mitarbeiterin Josefine A.:

Auftrag war, für eine 20jährige schwangere Probandin eine Wohnung zu finden. Über ein Online-Angebot einer geeigneten Wohnung wurde zunächst ein Makler kontaktiert. Zu meiner Person teilte ich mit, dass ich im Rahmen eines „Unterstützungsvereines“ für die junge Frau tätig bin. Dem Wohnungsvermittler wurde mitgeteilt, dass die Miete durch das Jobcenter übernommen wird, womit er einverstanden war. Während der darauffolgenden Wohnungsbesichtigung konnten dem Makler die Situation der Probandin und ihre besonderen Schwierigkeiten, etwa dass sie alleinstehend war und auch keine Unterstützung von den Eltern bekäme, im Rahmen des persönlichen Kontaktes deutlich gemacht werden. Die Frau bekam die Wohnung. Die Provision für den Makler wurde vom Verein zur Förderung der Bewährungshilfe in Schwaben e. V. überwiesen. Eine Übernahme der Kaution erfolgte über das Jobcenter. Mit der Probandin bin ich daraufhin noch in ein Möbelhaus gefahren. Beim Transport und dem Aufbau habe ich ihr auch noch geholfen.

Ein weiterer Fall zur Wohnungssuche war ein 20jähriger Proband. Für ihn habe ich ebenfalls das Internetangebot genützt und dort eine geeignete Wohnung gefunden. Der Kontakt wurde gleich zur Vermieterin hergestellt. Es gab 80 Mitbewerber. Die Vermieterin wurde von mir in mehreren Emails über die Situation des Probanden (alleine und auch ohne Unterstützung der Eltern) in Kenntnis gesetzt. Auch hier gab ich zu mir an, im Auftrag eines „Unterstützungsvereines“ tätig zu sein. Der junge Mann bekam die Wohnung. Die Kaution wurde vom Jobcenter übernommen.

In einem dritten Fall hatte ich ebenfalls den Auftrag eine Wohnung zu suchen. Diesmal war es für einen 60jährigen Hartz IV Empfänger. Der erste Schritt war zunächst, den Mann bei ortsansässigen Wohnbaugenossenschaften anzumelden. Dort gab ich an, eine entfernte Bekannte zu sein. Viele Monate lang benötigte der Proband, aber auch ich Durchhaltevermögen, bis bei einer Wohnbaugenossenschaft eine Wohnung frei war. Die Übernahme der Miete wurde vom Jobcenter bewilligt. Eine Tochter des Schützlings hat ihm beim Umzug geholfen.

Als nette Geste habe ich meinen Probandinnen und Probanden immer geraten, zum Abschluss des Mietvertrags Pralinen für den Vermieter mitzubringen – was sich bewährt hat.
Behördengänge

Erfahrungsbericht des ehrenamtlichen Mitarbeiters Gerhard H.:

Sven, 21 Jahre, ist verzweifelt. Er ist pleite, das Jobcenter hat als Sanktion für „fehlende Mitwirkung“ sämtliche Zahlungen eingestellt. Wie soll er die Miete für sein Zimmer bezahlen, wie die nächsten Tage leben?

Sein Hilferuf an seinen Bewährungshelfer – Sven war noch vor wenigen Tagen in Haft – erreicht mich und ich suche ihn noch am Abend in seinem Zimmer auf.

Wir unterhalten uns über seine derzeitige Situation und wie es aus seiner Sicht dazu gekommen ist. Aus meiner eigenen früheren Erfahrung als „Kunde“ bei der Agentur für Arbeit und beim Jobcenter ist mir schnell klar: Sven hat mehrere Vorladungs-termine des Jobcenters „übersehen“ bzw. deren Bedeutung nicht erkannt. Am nächsten Vormittag gehe ich zusammen mit Sven zum Jobcenter. An der Theke zeige ich meinen Ausweis als ehrenamtlicher Mitarbeiter der Bewährungshilfe vor und erkläre unser Anliegen. Die Mitarbeiterin an der Empfangstheke telefoniert und bittet uns, in der Wartezone Platz zu nehmen. Nach gerade mal fünf Minuten werden wir von Svens Sachbearbeiterin empfangen – und das ohne Voranmeldung! Sven und die Sachbearbeiterin besprechen die Situation in ruhigem und sachlichem Ton – ich brauche nur still dabei zu sitzen. Schnell werden beiderseitige Missverständnisse geklärt und Sven weiß nun, wie er sich in Zukunft zu verhalten hat. 

Draußen bedankt er sich höflich bei mir! Und ich bin froh, dass meine eigene Erfahrung ihm geholfen hat.

Kochkurs

„Clever kochen mit Tipps und Tricks für Glanz in der Küche“ Kochkurs mit Probanden der Bewährungshilfe Erlangen

Dank der finanziellen Unterstützung durch das DHB-Netzwerk Haushalt konnte auch im Jahr 2014 wieder ein Kochkurs in der Bewährungshilfe Erlangen stattfinden. An vier Abenden im März wurde unter sehr kompetenter Anleitung von Frau Jutta H. gekocht. Neben zwei ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen nahm noch eine Praktikantin teil.

Jeder Kursabend begann mit der Erläuterung der Rezepte (für die preiswerte und gesunde Zutaten verwendet wurden) und einigen Tipps für die Zubereitung.

Dann durfte sich jeder Teilnehmer ein Rezept aussuchen, das er selbstständig zubereitete. Frau H. überwachte die Arbeit und gab wertvolle Hinweise, wenn etwas nicht ganz klappte. Dank ihrer exakten Planung und hilfreichen Anleitung entstanden so an jedem Abend mindestens vier Gerichte, die dann gemeinsam gegessen wurden. Dabei wurde auch auf einen hübsch gedeckten Tisch Wert gelegt. Jeder Teilnehmer teilte sein Gericht selbst aus und wartete auf Kritik – die aber nicht nötig war, da alle Speisen trotz kleiner Probleme bei der Zubereitung gelangen. Trotz anfänglicher Vorbehalte gegen Linsengerichte fand die rote Linsensuppe mit Hackbällchen großen Anklang und die Reste wurden mit nach Hause genommen. Während des Kochens und des Essens wurden Erfahrungen ausgetauscht und Fragen gestellt. So verliefen die Abende trotz des beengten Raums wieder in einer entspannten Atmosphäre.

Die Teilnehmer waren zum Teil so motiviert, dass sie die neuen Rezepte zu Hause ausprobierten und am nächsten Abend von ihren Erfahrungen berichteten.

Am letzten Abend erhielten alle Teilnehmer und die Betreuerinnen ein offizielles Zertifikat des DHB, über das sich alle sehr freuten.

Sportangebote

Seit gut drei Jahren besteht für jugendliche Probanden in Lichtenfels die Möglichkeit, an einem professionellen Kickboxtraining teilzunehmen. Der ehrenamtliche Mitarbeiter Marcel H. ist ein engagierter Trainer mit sehr viel Erfahrung in diesem Bereich und selbst mehrfach ausgezeichneter Weltmeister.

Die Teilnehmer des Kurses kommen mittlerweile nicht nur aus den Reihen der Bewährungshilfe. Das Angebot ist für alle Jugendlichen vor Ort offen und findet einmal in der Woche statt. Neben Ausdauertraining kommt es hier vor allem darauf an, ein Gefühl für den eigenen Körper zu bekommen. Marcel H. legt großen Wert auf die Vermittlung von Werten und Normen. Ein gutes Training ist nur möglich, wenn alle Beteiligten diszipliniert den Anweisungen des Trainers folgen.

Dafür lassen die Jungs und Mädels auch gern den Alkohol und die Zigarette weg – immerhin verträgt sich das nicht mit einem harten Training. Positiv anzumerken ist außerdem, dass keiner der „schweren“ Jungs erneut straffällig in Erscheinung getreten ist. Nicht nur Kontrolle, sondern auch die Entwicklung eines neuen Lebensstils ist hier das Ziel.

IT & Technik

Alt hilft Jung – Mal anders herum. Ein Erfahrungsbericht zum Thema IT-Unterstützung

Es ist gewissermaßen der Lauf der Natur: Alt hilft Jung. Die Mutter zieht ihr Kleines groß und unterstützt es bei allen anfallenden Dingen. Auch später lernt Jung von Alt. So ist es in der Schule und dann auch im Berufsalltag.

Der Grund ist jedoch nicht das Alter per se, sondern die Erfahrung und das Mehr an Wissen. Das Alter spielt demnach eine eher untergeordnete Rolle, vielmehr kommt es darauf an, ob der eine dem anderen helfen kann.

Ich selbst bin 24 Jahre „erfahren“, kenne mich nicht in allen, aber in einigen Bereichen gut aus, und gebe dieses Wissen auch gerne weiter. Dabei spielt für mich das Alter keine Rolle.

Zurzeit nutze ich meine ehrenamtliche Tätigkeit in der Bewährungshilfe, um einem mehr als doppelt so alten Herrn seinen neu erworbenen Laptop zu erklären. Dabei hat der Proband sehr genaue Vorstellungen davon, was er später alles mit dem PC machen möchte. Das erleichtert mir die Tätigkeit, weil gezielt gearbeitet werden kann. Vielleicht ist dies aber der Unterschied zum Lauf der Natur : hier weiß das Kind nicht, was es von der Mutter beigebracht bekommen möchte…

„Jung hilft Alt“ ist aus meiner Erfahrung  genauso möglich und genauso erfolgreich – das kann jeder gern für sich selbst mal ausprobieren. Fragt einfach einen Jüngeren!

Stiftung Opferhilfe

Am 22.10.2012 startete die Stiftung Opferhilfe Bayern. Diese Stiftung soll den Opfern von Straftaten und deren Angehörigen künftig schnell und unbürokratisch helfen.


Weitere Infos finden Sie hier

Wussten Sie eigentlich …?

... dass der Bayerische Verfassungsgerichtshof mit Sitz in München als oberstes Verfassungsorgan der Bayerischen Staatsregierung und dem Bayerischen Landtag gleichgeordnet ist und nicht dem Justizressort untersteht?

Evaluation des Rechts- und Justizstandorts Bayern

Die bayerische Justiz nimmt bundesweit eine Spitzenposition ein. Das belegen nicht nur die verschiedenen Statistiken. Die Ergebnisse einer objektiven und repräsentativen Bewertung durch Bürger, Unternehmen und Rechtsanwälte belegen: Die Justiz in Bayern genießt das für ihre Arbeit unverzichtbare Vertrauen der Menschen und den Rückhalt in der Bevölkerung. Von den Bürgern in Bayern sind 70% mit der Justiz zufrieden.