Baumaßnahmen für den Strafvollzug
- Aufgabe der Baupolitik
- Abgeschlossene Anstaltsneubauten
- Neubauvorhaben
- Gesamtausbauplanungen in den bestehenden Justizvollzugsanstalten
Aufgabe der Baupolitik
Aufgabe der Baupolitik im Strafvollzug ist es zunächst, die räumlichen Voraussetzungen für einen den Anforderungen des Bayerischen Strafvollzugsgesetzes und unserem Menschenbild entsprechenden Strafvollzug zu schaffen und zu erhalten. Darüber hinaus muss der bayerische Justizvollzug gewichtige Denkmalschutzaufgaben vor allem in den drei ehemaligen Zisterzienserklöstern Ebrach, Kaisheim und Niederschönenfeld erfüllen.
Obwohl seit 1992 rd. 1.358,4 Mio. € für Baumaßnahmen aufgewendet wurden und in diesem Zeitraum (neben anderen Vollzugseinrichtungen) zahlreiche moderne Haftplätze geschaffen werden konnten, hat der bayerische Justizvollzug noch große Aufgaben zu bewältigen.
Vorrangige Aufgaben sind insbesondere die Anpassung der Haftplatzkapazitäten an die voraussichtliche Entwicklung der Gefangenenzahlen, der Abschiebungshaft, die Veränderung der Haftplatzstruktur zugunsten der Einzelunterbringung, die Modernisierung der Versorgungseinrichtungen, die weitere Verbesserung der baulichen und technischen Sicherheit sowie Sanierungen unter Berücksichtigung der besonderen Anforderungen des Klimaschutzes.
Abgeschlossene Anstaltsneubauten
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Am 19. April 1999 war Baubeginn für den Neubau der Justizvollzugsanstalt in Kempten (Allgäu) mit 338 Haftplätzen und festgesetzten Gesamtkosten von 49,5 Mio. €. Die neue Justizvollzugsanstalt wurde am 1. September 2003 eingeweiht.
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Die Grundsteinlegung für den Neubau der Justizvollzugsanstalt in Landshut mit 515 Haftplätzen und 36 Plätzen für den Jugendarrestvollzug war am 22. April 2002. Die ersten beiden Bauabschnitte der neuen Anstalt wurden 2007 fertig gestellt. Der dritte Bauabschnitt wurde im März 2010 abgeschlossen.
Die Gesamtkosten betrugen 72,4 Mio. €.
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Im Rahmen einer Public-Private-Partnership wurde in München eine neue Frauenabteilung mit 150 Haftplätzen, eine Mutter-Kind-Abteilung mit 10 Haftplätzen und eine Jugendarrestanstalt mit 60 Plätzen errichtet.
Der Auftrag für Planung, Bau, Finanzierung sowie den Betrieb und die Unterhaltung der Ver- und Entsorgungsanlagen einschließlich der Energielieferung wurde an Private vergeben. Am 26. Mai 2009 fand die feierliche Einweihung statt.
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In der Justizvollzugsanstalt Straubing ist eine Einrichtung für die Sicherungsverwahrung mit 84 Plätzen neu gebaut worden.
Mit den bauvorbereitenden Maßnahmen wurde am 1. August 2011 begonnen.
Der 1. Spatenstich ("Baggerstich") erfolgte am 7. Oktober 2011. Ab Januar 2012 hat der zwischenzeitlich beauftragte Totalunternehmer mit der Planung und der Bauausführung begonnen.
Am 8. Mai 2012 fand die Grundsteinlegung, am 8. Januar 2013 das Richtfest statt. Die Fertigstellung gemäß der Vorgabe des Bundesverfassungsgerichts ist am 31. Mai 2013 erfolgt.
Die Gesamtbaukosten sind auf 25.015.000 € festgesetzt.
Die Maßnahme wurde aus dem Regierungsprogramm "'Aufbruch Bayern" mit 12 Mio. € teilfinanziert.
Die feierliche Einweihung hat am 19. Juni 2013 stattgefunden.
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In der Gemeinde Gablingen ist die neue Justizvollzugsanstalt Augsburg-Gablingen mit einer Belegungsfähigkeit von 609 Haftplätzen gebaut worden. Die Gesamtkosten der Baumaßnahme betragen 104,740 Mio. €. Die Maßnahme wurde aus dem Programm "Aufbruch Bayern" mit 20 Mio. € teilfinanziert.
Mit der Bauausführung wurde im Frühjahr 2011 begonnen. Der 1. Spatenstich ("Baggerstich") erfolgte am 11. April 2011, die Grundsteinlegung am 28. November 2011. Das Richtfest hat am 19. August 2013 und die feierliche Einweihung am 26. Oktober 2015 stattgefunden.
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In direkter Nachbarschaft zur Justizvollzugsanstalt wurde am 26. Oktober
2021 die Einrichtung für Abschiebungshaft Hof in Betrieb genommen.
Zwischen der Entscheidung, eine neue Abschiebungshafteinrichtung zu
errichten und deren baulicher Fertigstellung vergingen lediglich 36 Monate,
zwischen Zuschlag an den Generalunternehmer und baulicher Fertigstellung nur rund 20 Monate - nicht zuletzt unter Berücksichtigung der Corona-Pandemie ein rekordverdächtiger Wert. Die Einrichtung verfügt über 150
Haftplätze, davon 16 für Frauen. Die Gesamtkosten der Baumaßnahme
betragen 68,6 Mio. €. Die Schlussrechnung steht noch aus.
Neubauvorhaben
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Justizvollzugsanstalt Passau
Durch den Neubau der Justizvollzugsanstalt soll die veraltete, zu kleine und
sehr beengt im Innenstadtbereich gelegene Justizvollzugsanstalt ersetzt und
erweitert werden, um die landesweit dringend benötigten Haftplatzkapazitäten
zu schaffen.
Zur Deckung des Bedarfs ist vorgesehen, eine Vollzugseinrichtung mit insgesamt 450 Haftplätzen zu errichten. Davon sind 350 Haftplätze für den Vollzug
von Untersuchungs- und Strafhaft an männlichen erwachsenen Gefangenen
eingeplant.
Im Hinblick auf die Migrationsproblematik sollen weitere 100 Haftplätze für
männliche Abschiebungsgefangene genutzt werden können. Für den Fall, dass
auch diese 100 Haftplätze einen künftig eventuell auftretenden Mehrbedarf für
die Abschiebungshaft nicht abdecken können, sollen vorsorglich 100 Haftplätze
aus dem Strafhaftbereich so geplant werden, dass sie unter Beachtung des
Trennungsgebots alternierend mit Abschiebungsgefangenen belegt werden
können. Sofern dies nicht erforderlich ist, stehen diese Haftplätze dem normalen
Strafvollzug zur Verfügung. Mit dieser bundesweit einmaligen Kombinationslösung kann auf plötzlich eintretende Veränderungen schnell reagiert werden,
ohne dass teure Leerstände vorgehalten werden müssen.
Mit der Baumaßnahme wurde Anfang des Jahres 2022 begonnen.
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Justizvollzugsanstalt
Marktredwitz
Im Rahmen des vom Ministerrat am 4. März 2015 beschlossenen Konzepts
„Heimatstrategie: Regionalisierung von Verwaltung - Behördenverlagerungen
2015“ sollen 200 Haftplätze und in der Folge 45 Stellen des allgemeinen Vollzugsdienstes von München nach Marktredwitz verlagert werden.
Dazu ist vorgesehen, in Marktredwitz eine neue Justizvollzugsanstalt mit voraussichtlich 364 Haftplätzen zu bauen. Darunter befinden sich eine Einrichtung für
Frauen einschließlich einer Mutter-Kind-Abteilung sowie Haftplätze für männliche Gefangene und eine geriatrische Abteilung für Männer. Derzeit laufen die
Planungen. Der Spatenstich ist für das Jahr 2023 vorgesehen.
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Justizvollzugsanstalt Bamberg
Die Bausubstanz der Justizvollzugsanstalt Bamberg ist verbraucht, eine Sanierung ist nicht wirtschaftlich. Deshalb soll eine neue Justizvollzugsanstalt mit ca. 300 Haftplätzen gebaut werden. Die Suche nach einem Grundstück an einem geeigneten Ersatzstandort dauert an.
Gesamtausbauplanungen in den bestehenden Justizvollzugsanstalten
Für die Justizvollzugsanstalten Aichach, Amberg, Bad Reichenhall, St. Georgen-Bayreuth, Bernau, Ebrach, Kaisheim, Landsberg am Lech, Laufen-Lebenau,
Mühldorf am Inn, München, Niederschönenfeld, Nürnberg, Regensburg und
Straubing liegen Gesamtausbauplanungen vor, deren abschnittsweise Verwirklichung unterschiedlich weit gediehen ist.
Derzeit in Ausführung befindliche größere Baumaßnahmen:
Justizvollzugsanstalt | Baumaßnahme |
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Aichach |
Erneuerung der Videosensoranlage |
Amberg | Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit und des baulichen Brandschutzes |
St. Georgen-Bayreuth |
Einbau einer Personen-Notsignal-Anlage und einer BOS-Objektfunkanlage |
Ebrach |
Sanierung der Dächer und des Kaisersaals |
Landsberg am Lech |
Bauliche Maßnahmen zur Verbesserung des Brandschutzes und der Sicherheit, Erneuerung der Entwässerungsanlagen |
München |
Brandschutzmaßnahmen und Instandsetzung der betriebstechnischen Anlagen Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit (Erneuerung der Außenumwehrung und der Videoüberwachungsanlagen) Neubau einer Krankenabteilung |
Nürnberg |
Sanierung der Frauenabteilung Neubau eines Gebäudes für Aufnahme und Entlassung, Verwaltung, Besuch und Torwache |
Niederschönenfeld | Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit |
Passau |
Neubau einer Justizvollzugsanstalt |
Straubing |
Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit (Einbau einer Haftraumkommunikationsanlage) Erneuerung des Dachtragwerks der Mehrzweckhalle und Sanierungen |
Traunstein | Brandschutz- und Sanierungsmaßnahmen |