Belegungssituation
In den bayerischen Justizvollzugsanstalten sind 12.034 Haftplätze eingerichtet, davon
11.155 für Männer (einschl. 794 im offenen Vollzug) und zwar
7.608 Einzelhaftplätze und
3.547 Gemeinschaftshaftplätze sowie
879 für Frauen (einschl. 44 im offenen Vollzug) und zwar
338 Gemeinschaftshaftplätze.
Die tatsächliche Belegung in den bayerischen Justizvollzugsanstalten hat sich in den letzten Jahren unterschiedlich entwickelt.
Nach einem starken Anstieg war zunächst eine Entspannung festzustellen.
Bis 2017 hat die Belegung aber wieder deutlich zugenommen.
Der signifikante Rückgang seit 2020 beruht auf den Maßnahmen, die ab Mitte März 2020 angesichts des sich ausbreitenden Corona-Virus zur Reduzierung der Neuzugänge und damit zur Entlastung der Justizvollzugsanstalten ergriffen wurden.
Nach den in den Jahren 1998 bis 2002 leicht gesunkenen Gefangenenzahlen bewegte sich die Belegung bis etwa 2012 wieder auf hohem Niveau, um dann erneut zu sinken.
Besonders schwierig war die Belegungssituation von Anfang 2005 bis Mitte 2007.
Ende Januar 2005 wurde mit 13.044 Gefangenen erstmals die Marke von 13.000 Gefangenen überschritten. Mit 13.113 Gefangenen war Ende April 2005 die höchste Belegung im bayerischen Justizvollzug seit 1948 zu verzeichnen; nur in der unmittelbaren Nachkriegszeit waren die Gefangenenzahlen noch höher.
Ende März 2022 befanden sich 8.714 Gefangene in den bayerischen Justizvollzugsanstalten.
Wesentliche Gründe für die Entwicklung bis etwa 2012 waren die Zahl ausländischer Untersuchungs- und Strafgefangener seit der Öffnung der Grenzen zu den östlichen Nachbarstaaten sowie die zunehmende Globalisierung der schweren Kriminalität, insbesondere der Banden- und Drogenkriminalität.
Derzeit sind ca. 59 % (2021: 58%, 2020: 61 %, 2019: 64 %, 2018: 64 %, 2017: 62 %, 2016: 62 %, 2015: 56 %) der in Bayern inhaftierten Untersuchungsgefangenen ausländische Staatsbürger; auf den Gesamtbestand der Gefangenen bezogen beträgt der Ausländeranteil gegenwärtig ca. 45 % (2021: 44%, 2020: 45 %, 2019: 46 %, 2018: 45 %, 2017: 42 %, 2016: 42 %, 2015: 36 %).
Am 31. März 2022 waren in Bayern 3.915 (2021: 4259, 2020: 4.720, 2019: 5.268 , 2018: 5.241, 2017: 4.924, 2016: 4.769, 2015: 3.925) nichtdeutsche Gefangene aus 102 verschiedenen Staaten inhaftiert.
Die nachfolgende Übersicht gibt Auskunft über das Nationalitätengefüge der ausländischen Gefangenen am 31. März 2022:
9,0 % | Rumänien |
8,6 % | Türkei |
6,7 % | Polen |
6,4 % | Syrien |
4,2 % |
Irak |
3,8 % | Afghanistan |
3,4 % | Italien |
58,0 % | Sonstige |
Die Entwicklung des Anteils ausländischer Gefangener seit 2015 spiegelt auch die besondere Herausforderung wider, der sich der bayerische Justizvollzug ab dem Jahr 2015 stellen musste:
Innerhalb weniger Monate stiegen die Zahlen der zu inhaftierenden Schleuser (§ 96 AufenthG) ebenso sprunghaft an wie mit einer kurzen zeitlichen Verzögerung die Zahl der wegen illegalen Aufenthalts (§ 95 AufenthG) Inhaftierten.
Befanden sich im März 2015 nur rund 150 Schleuser in bayerischen Justizvollzugsanstalten, waren es im September 2015 über 800.
Um diese Zahlen überhaupt bewältigen zu können, mussten die Gefangenen von den in erster Linie betroffenen Anstalten in Südostbayern zum Teil täglich neu auf die anderen Justizvollzugsanstalten in ganz Bayern verteilt werden.
Von den 8.714 am 31. März 2022 inhaftierten Gefangenen waren
5.766 |
Strafgefangene (ohne Jugendstrafgefangene) und Sicherungsverwahrte |
371 |
Jugendstrafgefangene |
2.148 |
Untersuchungsgefangene über 21 Jahre |
221 |
junge Untersuchungsgefangene (bis zu 21 Jahren) |
208 |
sonstige Gefangene (u.a. Abschiebungsgefangene) |