Amtsgericht Neu-Ulm
30.06.2023

Fünf Jahre "Denkfabrik Legal Tech" / Interdisziplinäre Plattform bündelt Knowhow von Juristen und IT-Experten / Bayerns Justizminister Eisenreich: "In der Denkfabrik sind zahlreiche konkrete Projekte entstanden, mit denen wir die Digitalisierung der Justiz in Bayern weiter vorantreiben."

Fünf Jahre, 35 Sitzungen, 400 Mitglieder und zahlreiche Ideen für die Digitalisierung der Rechtsbranche: Die "Denkfabrik Legal Tech" der bayerischen Justiz feiert Jubiläum. Im März 2018 wurde das Netzwerk für Juristinnen und Juristen sowie IT-Expertinnen und IT-Experten aus Justiz, Wirtschaft, Anwaltschaft und Forschung gegründet. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich, der die Jubiläumssitzung eröffnete: "Die Denkfabrik ist ein ausgesprochen produktives Netzwerk von Juristen und IT-Experten. Ziel ist es, unsere Kenntnisse über aktuelle Themen an der Schnittstelle zwischen Technik und Recht zu vertiefen und unser Fachwissen zu bündeln. Auf unserer interdisziplinären Plattform sind zahlreiche konkrete Projekte entstanden, mit denen die bayerische Justiz die Digitalisierung weiter vorantreibt." Der Legal-Tech-Unternehmer und Rechtsanwalt Tianyu Yuan informierte bei der Jubiläumssitzung über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Bewältigung von Massenverfahren.

Unter anderem beruhen folgende Forschungsprojekte auch auf Denkanstößen der Denkfabrik:

  • Anonymisierung von Gerichtsurteilen mit Künstlicher Intelligenz:

Gemeinsam mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg verfolgt das Justizministerium ein Forschungsprojekt zur automatisierten Anonymisierung und Pseudonymisierung gerichtlicher Urteile. Ziel ist es, in Zukunft in geeigneten Fachbereichen eine größere Anzahl von Urteilen veröffentlichen zu können. Der Praxistest an zwei Gerichten steht in Kürze bevor. Eisenreich: "Wenn auch der Test erfolgreich ist, sind wir unserem Ziel einer vollautomatisierten Anonymisierung von Urteilen einen großen Schritt nähergekommen."

  • Reallabor Strukturvorgaben für den Zivilprozess:

Eisenreich: "In der Denkfabrik wurde die Idee aufgegriffen, ein Werkzeug zu entwickeln, mit dem Massenverfahren oder andere komplexe Verfahren effizienter und schneller bearbeitet werden können. Die Lösung kann gleichermaßen hilfreich sein für Gerichte, die Anwaltschaft und die Bürgerinnen und Bürger." Der von der Universität Regensburg gemeinsam mit den Justizministerien in Bayern und Niedersachsen entwickelte Prototyp wird aktuell an je zwei Pilotgerichten in Bayern und Niedersachen von etwa 40 Richterinnen und Richtern erprobt.  

Eisenreich: "Es war gut und wichtig, dass wir das Thema Legal Tech frühzeitig aufgegriffen haben. Die Mitgliederzahl der Denkfabrik hat sich in den fünf Jahren rasant von knapp 50 auf 400 verachtfacht. Das zeigt, wie groß das Interesse an Legal Tech ist."

In diesem Jahr sind bereits fünf weitere Sitzungen geplant:

  • Am 21. Juli zu ChatGPT und den Perspektiven für das Recht.

  • Am 29. September zum Einsatz von Legal Tech im Ermittlungsverfahren.

  • Am 20. Oktober zur Digitalisierung der Gesetzgebung ("Law as Code").

  • Am 10. November zum Einsatz großer Sprachmodelle in der anwaltlichen Beratung.

  • Am 24. November zu den Rechtsfragen Künstlicher Intelligenz.

Hinweis:

Alle Aufzeichnungen der Denkfabrik-Sitzungen sind abrufbar unter https://www.rechtsstandortbayern.de.

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Wussten Sie eigentlich …?

… dass die Fachgerichtsbarkeiten, d.h. die Verwaltungs-, Arbeits-, Sozial- und Finanzgerichte in Bayern nicht zum Justizressort, sondern zum Geschäftsbereich der jeweiligen Fachministerien gehören?