Amtsgericht Neu-Ulm
14.04.2023

Das Erbe von Fritz Bauer / Bayerns Justizminister Eisenreich diskutiert nach Film-Vorführung mit Regisseurin Sabine Lamby und Opferanwalt Christoph Rückel über die Aufarbeitung der NS-Verbrechen

Ende 1963 brachte Generalstaatsanwalt Fritz Bauer in den historischen Frankfurter Auschwitz-Prozessen erstmals Angeklagte wegen Mordes und wegen Beihilfe zum Mord begangen in dem Konzentrationslager Auschwitz vor ein deutsches Gericht. Die vermutlich letzten Urteile gegen SS-Wachleute, Sekretärinnen oder andere willige Helfer des NS-Regimes fielen aber erst jüngst – fast 60 Jahre später. Warum die Aufarbeitung so spät erfolgte, und welche Lehren daraus zu ziehen sind, diskutiert Bayerns Justizminister Georg Eisenreich am kommenden Montag (17. April, 18.30 Uhr) im Münchner City Kino mit der Regisseurin Sabine Lamby und Opferanwalt Christoph Rückel. Anlass ist die Präsentation des Dokumentarfilms "Fritz Bauers Erbe – Gerechtigkeit verjährt nicht". Eisenreich: "Fritz Bauer hat sich hartnäckig für die juristische Aufarbeitung des NS-Unrechts eingesetzt. Er war ein Kämpfer für Gerechtigkeit und ein Vorbild für uns alle. Er hat uns gezeigt: Für Gerechtigkeit ist es nie zu spät. Sein Erbe mahnt uns, dass Unrechtstaten aufgearbeitet und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Menschenrechte, Frieden und Freiheit müssen Tag für Tag verteidigt werden. Staat und Gesellschaft müssen sich konsequent gegen Hass, Ausgrenzung und antidemokratisches Denken wehren."   

Die bayerische Justiz hält die Erinnerung an die Justizopfer des NS-Regimes u. a. mit einer neuen Ausstellung wach. Die Ausstellung "Willkür im Namen des Volkes" wird am kommenden Mittwoch (19. April) im Münchner Justizpalast eröffnet. Eisenreich: "Die neue Ausstellung erklärt anschaulich, wie die NS-Diktatur den demokratischen Rechtsstaat mit perfider Präzision aushöhlte. Ein eigenes Kapitel widmet sich der Wiedererrichtung von Rechtsstaat und Demokratie nach 1945 und dem Umgang mit dem NS-Justizunrecht."

Dauerausstellung Weiße Rose Saal

Ihren Mut zur Freiheit haben die Geschwister Scholl und vier ihrer Freunde mit dem Leben bezahlt. Wohin es führen kann, wenn die Dritte Gewalt im Staate ihre Unabhängigkeit verliert, zeigt die Dauerausstellung Willkür "Im Namen des Deutschen Volkes".


Weitere Infos finden Sie hier

Wussten Sie eigentlich …?

… dass die Fachgerichtsbarkeiten, d.h. die Verwaltungs-, Arbeits-, Sozial- und Finanzgerichte in Bayern nicht zum Justizressort, sondern zum Geschäftsbereich der jeweiligen Fachministerien gehören?