"Auf derselben Seite - Die Letzten der 'Gerechten unter den Völkern'" / Neue Ausstellung im Münchner Justizpalast / Lydia Bergida und Marco Limberg porträtieren 17 Menschen, die verfolgte Jüdinnen und Juden gerettet haben / Bayerns Justizminister Georg Eisenreich: "Mit ihrer Menschlichkeit und großen Zivilcourage sind sie für uns alle ein Vorbild."
Es sind stille Helden, die Haltung in der NS-Zeit gezeigt und gelebt haben: Im Münchner Justizpalast eröffnet Staatsminister Georg Eisenreich heute (12. September) die Ausstellung "Auf derselben Seite Die Letzten der 'Gerechten unter den Völkern'". Die Künstler, die Münchnerin Lydia Bergida und der Berliner Marco Limberg, porträtieren in ihren fotografischen Erzählungen einige der letzten lebenden "Gerechten unter den Völkern". Der Ehrentitel wird von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem an nicht-jüdische Menschen verliehen, die während der NS-Zeit Jüdinnen und Juden gerettet haben. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich: "Es ist mir eine besondere Ehre, heute einen der letzten noch Lebenden der 'Gerechten unter den Völkern' persönlich bei der Ausstellungseröffnung begrüßen zu dürfen. Sie haben ihr eigenes Leben riskiert, um andere Menschenleben zu retten. Sie erinnern uns daran, dass Demokratie und Menschenrechte Tag für Tag verteidigt werden müssen. Mit ihrer Menschlichkeit und ihrer großen Zivilcourage sind sie für uns alle ein Vorbild."
Die Künstler Lydia Bergida und Marco Limberg: "Durch die Porträts und fotografischen Erzählungen möchten wir den 'Gerechten' Aufmerksamkeit schenken und ihnen eine Stimme geben in einer Zeit, in der Hass, Antisemitismus, Krieg und die Erosion von Demokratien weltweit wieder an der Tagesordnung sind. Wir möchten ihre Menschlichkeit, Würde und Werte vermitteln. Die Ausstellung ist ein Beitrag dazu, wie wir Zivilcourage zeigen und Verantwortung für das Hier und Jetzt übernehmen können. Unsere fotografische Arbeit bildet ein Zeitdokument, das zur Reflexion über die heutige Lebenswirklichkeit anregen soll, und die Relevanz von Haltung und Mut thematisiert."
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch: "Die 'Gerechten unter den Völkern' haben mit ihren Handlungen bewiesen, dass niemand im Angesicht der Judenverfolgung zur Untätigkeit verurteilt war. Ganz im Gegenteil: Jeder Einzelne hatte die Möglichkeit, das Richtige zu tun. Jeder hatte eine Wahl. Dass viel zu wenige sich in dieser dunklen Zeit für die Menschlichkeit entschieden, lässt unsere Dankbarkeit den Gerechten gegenüber nur noch wachsen. Mit ihrem Handeln sind sie zum Vorbild für die folgenden Generationen geworden und haben ein Zeichen gesetzt, das auch und besonders heute wahrgenommen werden muss. Die Gegenwart, gegen die sie sich stemmten, scheint heute vergangen. Aber sie kann wieder Zukunft werden, wenn wir sie vergessen. Deshalb ist die Ausstellung 'Auf derselben Seite' so bedeutsam, und ich bin dankbar, dass sie an so prominenter Stelle im Herzen Münchens gezeigt wird."
Der Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs und des Oberlandesgerichts München, Dr. Hans-Joachim Heßler: "Nie wieder! Das hören wir in letzter Zeit oft, und gleichzeitig kommt unser Erinnern an die Verbrechen des Holocaust aus verschiedenen Richtungen unter Druck. Viele fragen sich, was kann der Einzelne tun? Lydia Bergida und Marco Limberg zeigen im Justizpalast Fotografien der letzten lebenden 'Gerechten unter den Völkern', die in schwierigsten Zeiten unter hohem persönlichen Einsatz Jüdinnen und Juden gerettet haben. Ich freue mich auf diese Ausstellung an einem Ort des Rechts, der auch einmal ein Ort des Unrechts war."
Der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe, Dr. Ludwig Spaenle: "Viele haben während der NS-Diktatur mitgemacht und viel zu viele zugeschaut, wie Jüdinnen und Jüdinnen ausgegrenzt, deportiert und ermordet wurden. Aber es gibt auch Menschen, die sich aktiv für Menschen jüdischen Glaubens eingesetzt haben, die unter Gefahr für die eigene Person Jüdinnen und Juden in Sicherheit gebracht und vor Ermordung bewahrt haben. Mit der Ausstellung 'Die Letzten der Gerechten unter den Völkern' erinnert das Bayerische Justizministerium an diese Menschen, die in die Gruppe der 'Gerechten unter den Völkern' aufgenommen worden sind. Mit ihren Arbeiten lassen die Künstlerin Lydia Bergida und der Künstler Marco Limberg ab 13. September im Justizpalast einzelne Gerechte lebendig werden. Ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte. Gerade heute hat die Ausstellung eine besondere Aktualität und zeigt, dass Menschenwürde und Rechtsstaat unverzichtbare Elemente der Demokratie sind."
Lydia Bergida und Marco Limberg haben die letzten "Gerechten unter den Völkern" in ihrem jeweiligen Zuhause fotografiert, teilweise im Porträt, teilweise gemeinsam mit ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln. Unterstützt wird die Ausstellung durch den Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe, Dr. Ludwig Spaenle, der gemeinnützigen Stiftung Brodt Foundation sowie dem Förderverein NS-Dokumentationszentrum München.
Höhepunkt der Ausstellungseröffnung ist die Begegnung zwischen Holocaust-Überlebenden aus dem Münchner "Café Zelig" der IKG München und Oberbayern mit Andrzej Sitkowski, einem der letzten Lebenden der "Gerechten unter den Völkern", und Joanna B k, einer Nachfahrin von "Gerechten unter den Völkern", im Münchner Justizpalast.
Die Ausstellung ist ab morgen (13. September) bis zum 15. November 2024 im Münchner Justizpalast (Prielmayerstraße 7) zu sehen. Montags bis donnerstags von 9:00 bis 15:00 Uhr, freitags von 9:00 bis 14:00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen finden Sie hier.
Hintergrund: Die Künstler
Lydia Bergida ist Rechtsanwältin und Fotografin in München und legt den Fokus in ihrer Fotografie auf humanistische und demokratische Werte.
Marco Limberg lebt in Berlin und fotografiert seit über 30 Jahren soziale und politische Themen. Er ist Artdirector der "Jüdischen Allgemeinen".
Pressefotos des Bayerischen Staatsministeriums der Justiz anbei (Quelle: Bayerisches Staatsministerium der Justiz) und Pressefotos der Fotografen hier abrufbar.
Ihren Mut zur Freiheit haben die Geschwister Scholl und vier ihrer Freunde mit dem Leben bezahlt. Wohin es führen kann, wenn die Dritte Gewalt im Staate ihre Unabhängigkeit verliert, zeigt die Dauerausstellung Willkür "Im Namen des Deutschen Volkes".
Weitere Infos finden Sie hier
… dass die Fachgerichtsbarkeiten, d.h. die Verwaltungs-, Arbeits-, Sozial- und Finanzgerichte in Bayern nicht zum Justizressort, sondern zum Geschäftsbereich der jeweiligen Fachministerien gehören?