Amtsgericht Neu-Ulm
21.10.2024

Betrügerische Vorladungen, Mahnbescheide und Kautionsforderungen / Perfider Betrug im Namen der Justiz / Bayerns Justizminister Georg Eisenreich warnt vor falschen Staatsanwälten und Fake-Gerichtsschreiben / Augsburger Wachtmeister verhindern Geldübergabe am Justizpalast Augsburg

Betrüger erfinden immer neue Methoden, um ihren Opfern die Ersparnisse abzunehmen. Dabei schrecken sie auch nicht davor zurück, die Namen, Adressen und Symbole der Justiz für ihre kriminellen Zwecke zu missbrauchen. Justizwachtmeistern des Augsburger Justizpalasts gelang es bereits mehrfach, Geldübergaben an Täter zu verhindern.

Bayerns Justizminister Georg Eisenreich warnt: "Kriminelle missbrauchen dabei auch schamlos Namen, Adressen und Symbole der Justiz. Falsche Polizisten oder falsche Staatsanwälte bestellen ihre oft älteren Opfer sogar zur Geldübergabe zum Gericht." Im Justizpalast Augsburg kam es seit 2022 wiederholt zu solchen Vorfällen. Zuletzt erschien ein Mann Ende April dieses Jahres mit einem fünfstelligen Betrag im Justizgebäude, den er zur Vermeidung der Haft seiner angeblich in einen Unfall verwickelten Ehefrau einzahlen sollte. Eisenreich: "Es ist der großen Aufmerksamkeit unserer Justizwachtmeister zu verdanken, dass die Betrugsversuche am Justizpalast Augsburg gescheitert sind. Dafür möchte ich mich bei der Wachtmeisterei in Augsburg herzlich bedanken."

Die Methoden der Täter, die häufig in Banden organisiert sind, werden immer professioneller. Justizminister Eisenreich: "Generative KI hat eine rasante technologische Entwicklung genommen. Das Missbrauchspotenzial von KI ist aber enorm. Straftäter sind mit die Ersten, die neue technische Möglichkeiten für sich nutzen. Mithilfe täuschend echt wirkender Videos und perfekt imitierter Stimmen können Täter etwa bekannte Methoden wie 'CEO-Fraud' oder Enkeltrickbetrug perfektionieren. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz sind Phishing-Mails heute professionalisiert und vor allem oftmals individualisiert."

Die Täter gehen zugleich immer skrupelloser vor. Sie schrecken auch nicht davor zurück, per E-Mail wegen angeblicher Kinderpornografie-Straftaten falsche Haftbefehle anzudrohen. Eisenreich: "Damit wollen sie die Email-Empfänger einschüchtern und sie dazu bringen, auf Links zu klicken, die möglicherweise Schadsoftware enthalten oder zu gefälschten Zahlungsseiten führen." In einem besonders drastischen Fall wurde eine einzelne Droh-Email unter dem Namen der Polizei, des Justizministeriums, des Amtsgerichts München und als "Fall mit Genehmigung der Staatsanwaltschaft München" verschickt.

Weitere Betrugsmethoden, vor denen Bayerns Gerichte warnen:

  • Betrügerische Rechnungen und gefälschte Zahlungsaufforderungen von Justizbehörden.

  • SMS von falschen Gerichtsmitarbeitern wegen eines angeblichen Pfändungsbeschlusses.

  • Gefälschte Anträge auf Erlass eines Mahnbescheids mit Androhung einer Kontopfändung.

  • Gefälschte Vorladungen zu einem angeblichen Gerichtstermin mit dem Angebot, diesen gegen Zahlung eines Geldbetrages zu umgehen.

Bayerns Justizminister Eisenreich rät Betroffenen:

  • Gerichte, Staatsanwaltschaften und auch die Polizei verlangen niemals Bargeldübergaben. Wenn Sie aufgefordert werden, Geld, Gold oder Schmuck zu übergeben, handelt es sich um einen Betrugsversuch.

  • Erhalten Sie eine verdächtige Zahlungsaufforderung der Justiz, überprüfen Sie den Briefkopf und die Bankverbindung. Der Empfänger ist in Bayern stets die Landesjustizkasse Bayern. Die Bankverbindungen finden Sie hier.

  • Enkeltrickbetrüger, falsche Polizisten oder falsche Gerichtsmitarbeiter operieren häufig mit falschen Telefonnummern. Auch die Stimmen können gefälscht sein. Informieren Sie in diesen Fällen die richtige Polizei.

  • Wenn Sie gefälschte SMS, Zahlungsaufforderungen oder angebliche Mahnbescheide vom Gericht oder der Polizei bekommen und sich unsicher sind, nehmen Sie Kontakt zur Justiz oder Polizei auf.

  • Einige Beispiele für Fake-Schreiben finden Sie hier auf der Internetseite des Amtsgerichts München.

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Wussten Sie eigentlich …?

… dass die Fachgerichtsbarkeiten, d.h. die Verwaltungs-, Arbeits-, Sozial- und Finanzgerichte in Bayern nicht zum Justizressort, sondern zum Geschäftsbereich der jeweiligen Fachministerien gehören?