Generalkonsulin Talya Lador-Fresher verleiht Ehrentitel "Gerechte unter den Völkern" posthum an Ilse Focke / Feierstunde mit Nachfahren der Geehrten im Justizpalast München / Bayerns Justizminister Georg Eisenreich: "Mit ihrer Menschlichkeit und großen Zivilcourage ist Ilse Focke für uns alle ein Vorbild."
Ein neuer Name für die Ehrenwand im "Garten der Gerechten" der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel: Die österreichische Romanistin Ilse Focke ist am 4. November posthum mit der höchsten Auszeichnung des Staates Israel an nicht-jüdische Menschen im Münchner Justizpalast geehrt worden. In Gegenwart ihres Neffen Peter Hartl und weiterer Nachfahren wurde ihr der Ehrentitel "Gerechte unter den Völkern" verliehen. Dabei überreichte Talya Lador-Fresher, die Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland, auch die Yad-Vashem-Medaille mit dem Talmud-Zitat "Wer immer ein Menschenleben rettet, hat damit gleichsam eine ganze Welt gerettet" und die Urkunde an den Neffen der Geehrten, Peter Hartl. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich: "Es ist mir eine besondere Ehre, heute die Nachfahren von Ilse Focke hier im Justizpalast begrüßen zu dürfen. Ilse Focke hat ihr eigenes Leben riskiert, um ein anderes Menschenleben zu retten. Ihr Name erinnert uns daran, dass Demokratie und Menschenrechte Tag für Tag verteidigt werden müssen. Mit ihrer Menschlichkeit und großen Zivilcourage ist sie für uns alle ein Vorbild."
Der Ehrentitel "Gerechter unter den Völkern" wird an nicht-jüdische Menschen verliehen, die während der NS-Zeit Jüdinnen und Juden gerettet haben. Der Industrielle Oskar Schindler gehörte zu den Rettern, Geistliche, Professoren, Arbeiter und viele andere stille Helden, die unter Lebensgefahr Haltung in der NS-Zeit gezeigt und gelebt haben. Ilse Focke half in den Jahren 1938 bis 1945 ihrem jüdischen Freund Emanuel "Manek" Willner mehrfach, der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entkommen, u. a. versteckte sie ihn vier Jahre in ihrer Wohnung in Zagreb und riskierte damit ihr eigenes Leben.
Die Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland, Talya Lador-Fresher sagte in der Feierstunde: "Wir sehen aktuell deutlich, dass unsere Welt mehr Menschen wie Ilse Focke braucht, die nicht nur entschieden gegen Antisemitismus ihr Wort erheben, sondern diesen Worten auch Taten folgen lassen."
Unter den geladenen Gästen waren Vize-Generalkonsul Hartwig Bock, Österreich, Generalkonsul Rafa Wolski, Polen, der Antisemitismusbeauftragte der Polizei, Michael Weinzierl, mit zahlreichen Polizistinnen und Polizisten und der Zentrale Antisemitismusbeauftragte der Bayerischen Justiz, Oberstaatsanwalt Andreas Franck mit Richtern und Staatsanwälten.
Minister Eisenreich: "Deutschland und die Welt erleben nach dem 7. Oktober 2023 die schlimmste Welle von Antisemitismus seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Es ist unsere Verantwortung, dass sich Jüdinnen und Juden in Bayern sicher fühlen können. Deshalb setzen wir heute erneut ein Zeichen: Wir stehen unverbrüchlich an der Seite der jüdischen Bürgerinnen und Bürger in unserem Land."
Nach der Ehrung führte Lydia Bergida durch ihre Ausstellung "Auf derselben Seite Die Letzten der 'Gerechten unter den Völkern'" in der Lichthalle des Justizpalasts. Dort sind seit dem 12. September Bilder einiger der letzten noch lebenden der "Gerechten unter den Völkern" zu sehen. Lydia Bergida hat sie gemeinsam mit dem Berliner Marco Limberg in ihrem jeweiligen Zuhause fotografiert, teilweise im Porträt, teilweise gemeinsam mit ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln. Die Ausstellung ist noch bis zum 15. November 2024 im Münchner Justizpalast (Prielmayerstraße 7) zu sehen. Montags bis donnerstags von 9 bis 15 Uhr, freitags von 9 bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen finden Sie hier.
Ihren Mut zur Freiheit haben die Geschwister Scholl und vier ihrer Freunde mit dem Leben bezahlt. Wohin es führen kann, wenn die Dritte Gewalt im Staate ihre Unabhängigkeit verliert, zeigt die Dauerausstellung Willkür "Im Namen des Deutschen Volkes".
Weitere Infos finden Sie hier
… dass die Fachgerichtsbarkeiten, d.h. die Verwaltungs-, Arbeits-, Sozial- und Finanzgerichte in Bayern nicht zum Justizressort, sondern zum Geschäftsbereich der jeweiligen Fachministerien gehören?