Vor 100 Jahren begann der Hitler-Prozess / Justizministerium plant Ausstellungsprojekt mit dem Kabarettisten Christian Springer und seiner Initiative "Schulterschluss" / Justizminister Eisenreich: "Die Auseinandersetzung mit dem Aufstieg von Adolf Hitler ist gerade in diesen Tagen besonders bedeutsam."
Morgen vor 100 Jahren, am 26. Februar 1924, begann in München der Prozess gegen Adolf Hitler. Nach dem gescheiterten Hitler-Ludendorff-Putsch musste er sich wegen Hochverrats vor dem Bayerischen Volksgericht in der Blutenburgstraße verantworten. Das milde Urteil: Fünf Jahre Festungshaft, von denen Hitler am Ende nur neun Monate in Landsberg absaß. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich: "Die Justiz hat damals eine unrühmliche Rolle gespielt und Hitler nicht gestoppt, obwohl es ihre Pflicht gewesen wäre. Sie hat es zugelassen, dass Hitler den Gerichtssaal als Bühne für seine menschenverachtende Propaganda nutzen und davon sogar noch profitieren konnte. Die Lehre für heute: Wehret den Anfängen. Jede Form von Extremismus muss von Anfang an klar und entschlossen bekämpft werden. Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechte müssen Tag für Tag verteidigt werden. Deshalb ist die Auseinandersetzung mit dem Aufstieg von Adolf Hitler gerade in diesen Tagen besonders bedeutsam."
Die bayerische Justiz setzt sich mit zahlreichen Projekten dafür ein, das Bewusstsein für das NS-Unrecht zu schärfen. So wurde die Weiße-Rose-Ausstellung im Münchner Justizpalast neu konzipiert und im April 2023 unter dem Namen "Willkür im Namen des Deutschen Volkes" neu eröffnet. Mehr als 2.500 Menschen haben die Dauerausstellung bereits gesehen. Im Mai dieses Jahres plant das Justizministerium ein neues Ausstellungsprojekt im Münchner Justizpalast. Eisenreich: "Ich freue mich sehr, dass wir mit dem Kabarettisten Christian Springer und seiner Initiative 'Schulterschluss' ein neues Projekt zum Hitler-Prozess präsentieren können. Zentrales Motiv ist der Stuhl, der stellvertretend für den Beginn des Hitler-Putsches steht." Hitler war am 8. November 1923 im Bürgerbräukeller auf einen Stuhl gestiegen, hatte einen Schuss in die Decke gefeuert und die bayerische Regierung sowie die Reichsregierung für abgesetzt erklärt.
Ihren Mut zur Freiheit haben die Geschwister Scholl und vier ihrer Freunde mit dem Leben bezahlt. Wohin es führen kann, wenn die Dritte Gewalt im Staate ihre Unabhängigkeit verliert, zeigt die Dauerausstellung Willkür "Im Namen des Deutschen Volkes".
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… dass die Fachgerichtsbarkeiten, d.h. die Verwaltungs-, Arbeits-, Sozial- und Finanzgerichte in Bayern nicht zum Justizressort, sondern zum Geschäftsbereich der jeweiligen Fachministerien gehören?